Ein Tag voller Begegnungen (Änne Lange)

Es ist sehr warm in Same.

Frühmorgens fahren wir über unwegsame Straßen nach Majevu B. Dort ist vor einigen Jahren mit mecklenburgischer Unterstützung ein Kindergarten entstanden. Die Kinder müssen zum Teil sehr lange Wege gehen, werden aber von einer freundlichen Kindergärtnerin in schöner Umgebung empfangen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kindergärten stehen hier nicht Tische und Stühle im Raum, sondern der Fußboden ist mit Teppichen belegt, so dass die Kindersitzen, liegen und spielen können, ganz wie sie wollen. Die Kindergärtnerin ist im Montessori Training Center in Moshi ausgebildet. Wir versuchen, mit den Kindern „Gottes Segen ist wie die Sonne “ mit Bewegungen zu singen, aber das ist dann doch sehr ungewohnt. 








Unser Weg führt uns weiter ins frisch renovierte Head office in Same, wo wir ein interessantes Gespräch mit den Mitarbeitenden der Diözese führen. Es wird über wachsende Gemeinden und Gemeindeneugründungen berichtet, eine ganz andere Perspektive als bei uns zu Hause.





Wir sind beeindruckt, wieviel mit wenigen Mitteln erreicht worden ist und freuen uns über gelungene Projekte, wie das gut laufende Amani Hostel, das nun erweitert werden soll. Amani heißt Frieden und es ist wirklich eine friedliche grüne Oase mitten im lebendigen aber lauten Same. Wir genießen es, dort wohnen zu können.





 

Am Nachmittag treffen wir uns mit den hoch engagierten Mitarbeitenden der Same Counselling foundation. Die Stiftung betreibt ein Beratungszentrum für von häuslicher und sexualisierter Gewalt bedrohte Frauen und Mädchen und ihre Familien. Außerdem gibt es ein Frauenhaus, in dem sie Schutz finden können. Eine anspruchsvolle Arbeit für die Leiterin Nahana Mjema und die Projektkkoordinatorin Angelina Thomas, denn häusliche Gewalt ist immer noch sehr verbreitet in Tansania, wird aber selten öffentlich angesprochen. Es werden Themen wie die gestiegene Gewalt durch Corona, der Anstieg von Frühschwangerschaften, Zwangsverheiratungen sowie die noch immer praktizierte, obwohl verbotene, weibliche Genitalverstümmelung angesprochen.



 

Ein neues Projekt ist im Focus: Die Situation in den Gefängnissen hatte sich unter dem alten Präsidenten Magufuli sehr verschlechtert. Er strich das Geld für die Nahrung der Gefangenen und forderte sie auf, ihre Nahrungsmittel selbst herzustellen bzw. andere Arbeiten dafür zu verrichten. Das ist an vielen Stellen jedoch gar nicht möglich, da z.B. Untersuchungsgefangene die Zellen nicht verlassen dürfen. So sind die Zustände in den Gefängnissen schlecht, von den hygienischen Bedingungen, der mageren Ernährung bis hin zu fehlender Privatsphäre. Das Gefängnis, das wir am Nachmittag besuchen, hat z.B. einen Schlafsaal mit 40 Plätzen, nicht jeder hat eine Matratze…






Hier setzt das Projekt der Same Counselling foundation an: Es wurden vor allem zunächst für die Frauen Matratzen gekauft. Um Einkommen zu generieren wurden Maschinen für die Betonsteinherstellung gekauft. Nun können die Gefangenen Steine produzieren, die verkauft werden, so dass sie regelmäßig Nahrung bekommen. Daneben werden sie genutzt, um einen neuen gößeren Frauentrakt zu bauen, damit auch sie einen Hof haben, in dem sie sich am Tag aufhalten können.




Für die Gefangenen durch die Beratungsstelle werden Einzel- und Gruppengespräche angeboten und Entlassenen wird bei der Wiedereingliederung geholfen durch Beratung und Vermittlung. Die Resozialisierung ist in Tansania sehr schwierig, da ehemals Gefangene stigmatisiert und selbst von ihren eigenen Familien nicht wieder aufgenommen. 

 


Der Tag endet mit einem Dinner und mit einer feierlichen Verabschiedung, denn morgen früh fahren wir weiter in die Mwanga-Diözese.

Und es ist immer noch warm…



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Kwaheri

Usangi Leadership and Training College

20. Geburtstag des Partnerschaftsvertrages mit Südafrika