Ein Tag in Kimberley (G. Marx)

 Es war nur ein einziger Tag in Kimberley. Kaum zu glauben. Aber was für ein Tag! 

Unser Flug von Johannesburg nach Kimberley verläuft unspektakulär. Ruhig, pünktlich, bei schönstem Wetter landen wir in Kimberley, dem Ziel unserer heutigen Etappe. In Kimberley befindet sich das Head-office der Cape-Orange-Diocese, also das Leitungsbüro, die Verwaltung für die gesamte Diözese. 

Unser erster Tag in unserer Partnerdiözese. Wir werden von den Mitgliedern des Head office und den Pastoren des Kirchenkreises mit einem gemeinsamen Gottesdienst begrüßt. Das tut gut. Am Morgen hatten wir in Johannesburg im fast menschenleeren Flughafen noch ein "All Morgen ist ganz frisch und neu" angestimmt. Aber hier in der dem Head-office angeschlossenen St. Paul Kirche finden wir Ruhe unter dem Wort und das gute Gefühl, angekommen zu sein. Bischof Motsamai Manong leitet den Abendmahls-Gottesdienst. Es ist schön zu fühlen, dass wir eine gemeinsame Basis im Glauben an Jesus Christus haben, ein gesegneter Start in den Tag.

 


 In der anschließenden Gesprächsrunde mit dem Bischof Motsamai Manong, dem Execut. Secretary Adam Khunou und dem Schatzmeister Pastor Josef Standard erfahren wir welche Schwierigkeiten diese durchaus schlanke Verwaltung zu stemmen hat. Zu den großen Entfernungen, die hier zurückzulegen sind, werden wir in den nächsten Tagen unsere eigenen Erfahrungen machen. Wir hören heute u.a. von Pandemie bedingten finanziellen Sorgen. Durch den Lockdown sind viele Gemeindeglieder auch wirtschaftlich in eine äußerst schwierige Lage gekommen, was dazu führt, dass Gemeinden auch ihrer Verpflichtung zu Abgaben in die gemeinsame Kirchenkasse nicht nachkommen konnten. Galt bisher die Regel "wenn die Gemeinde nur 80% zahlt, bekommt der Pastor auch nur 80% seines Gehaltes" erzählt der Schatzmeister. Was aber macht man, wenn die Gemeinde gar nicht mehr in der Lage ist zu zahlen? Hier hat der Diözesanrat die Entscheidung getroffen, dass man gerade jetzt die Pastoren braucht und daher nicht das Gehalt kürzen könne. Weitsichtig wurden die Pastoren für ihre unter Covid besonders schwere Arbeit also duschfinanziert. "Das war nur mit den Mitteln des PEK und der Nordkirche (ZMÖ) möglich" sagt Joseph. 

Wir diskutieren auch die Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft. Ein deutlicher Bedeutungsverlust der Kirchen ergab sich ab 1994, als mit der Abschaffung der Apartheit und der Wahl Nelsons Mandelas zum Staatspräsidenten und de Klerk und Thabo Mbeki zu seinen Stellvertretern, die Kirchen die Politik den Politikern überließ. Zu lange habe man sich aus der Politik herausgehalten und den Missständen nur zugeschaut. In einem der geplanten  Zukunftsprojekte will man dem entgegenwirken und Mut zur Übernahme von Verantwortung vor Ort machen. Beispiel sein bei lokalen Projekten als verlässlicher Partner der Gesellschaft, zeigen, dass es ohne Korruption geht, verantwortlichen Umgang mit (knappen) Ressourcen lehren. 

Ein Projekt, das Einkommen generieren und sich selbst tragen kann, ist das umgebaute Gästehaus auf dem Gelände der Diözese. Aus vormals einfach gehaltenen Gruppenunterkünften mit Schlafsälen für acht bis zehn Personen mit gemeinsamen Dusch- und Waschraum, sind nach einem Umbau nun zeitgemäße zweier Zimmer geworden. Trotz Covid Pandemie wird das Haus inzwischen wieder vermehrt gebucht. Wir schauen hier sehr zuversichtlich in die Zukunft.

Wir haben heute auch noch die Gelegenheit, mit den Pastoren des Kirchenkreises zu sprechen. Länger als geplant sitzen wir zusammen. Wir hören von den gewaltigen Herausforderungen der Pastor:Innen in ihrer Arbeit. Von den zwölf Pfarrstellen sind vier vakant. Nach Diözesentradition bedeutet eine Vakanz, dass der Dean dies übernimmt. Dean Mbiza berichtet von ihren Schwierigkeiten, diese Gemeinden irgendwie zu versorgen. Gemeinden liegen z. Teil 250km auseinander. Ein Auto hat sie weder privat noch gibt es einen Dienstwagen der Gemeinde. So ist sie darauf angewiesen, dass sie von Gemeindegliedern gefahren wird oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt. Bei letzteren allerdings warten ganz andere Gefahren (Diebstahl, Belästigung, etc). Zwar gibt es auch starke Kirchengemeinderäte, die Gottesdienste übernehmen. Das hält die Gemeinden zusammen. Die pfarramtliche Betreuung indes, kann dies nicht ersetzen.

Mit Freude hören wir, dass es den Wunsch nach Austausch mit Gemeinden in der Nordkirche gibt. Das voneinander Wissen, miteinander Beten und der Austausch, mit welchen täglichen Problemen wir hier wie dort zu tun haben soll das Ziel sein. Die Einladung ist offen, wir werden das gerne unterstützen und sehen, was daraus wächst. 

Es ist ein voller Tag, mit vielen Eindrücken. Wir lachen zusammen und wir schweigen zusammen. Wir erleben einander. Etwas, was eben nur durch einen Besuch bei unseren Partnern entstehen kann. Ich bin sehr froh, dass wir diese Reise auf uns genommen haben. Die Begegnung kommt zur rechten Zeit. 

   

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